14.12.2025
Leve Maten,
jetzt geht wieder ein Jahr vorbei. Die Einladung zu einem informellen und hoffentlich hyggeligen und kommoden Treffen habt Ihr bereits am Sonnabend erhalten. Nochmals bitten wir Euch, uns eine kurze Notiz zukommen zu lassen, falls Ihr – was wir hoffen – teilnehmen könnt.
Das Jahr hat uns entscheidend vorangebracht: Die Mitgliederversammlung des PEN International hat uns anerkannt. Wir sind jetzt eines von über 140 Zentren weltweit. Die Satzungsänderung wurde verabschiedet und eingetragen – nun hoffen wir auf die Befreiung von der Körperschaftsteuer, also auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit.
Wir haben an den „Tagen des Exils“ der Körber-Stiftung teilgenommen und werden dies auch künftig tun. Christoph Scheffler, in dessen Amtsbereich dieses Thema fällt, und Gesa Schröder, die als Beauftragte für Translation and Linguistic Rights ebenfalls zuständig ist, werden federführend die Chose auf die Bühne bringen. Dafür wird zwischen den Jahren ein eigener Etat aufgestellt.
Teilgenommen haben wir auch an der Woche der Meinungsfreiheit des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Auch hierzu wird es im kommenden Jahr eine Wiederholung geben. In beiden Fällen werden wir uns mit den norddeutschen Landesverbänden des Verbands deutscher Schriftstellerinnen in ver.di abstimmen. Unser Generalsekretär Reimer Boy Eilers ist ja zugleich auch der Hamburger Landesvorsitzende der Schriftstellerinnen-Gewerkschaft.
Lesungen und Treffen haben in den Räumen der Carl-Toepfer-Stiftung stattgefunden – sowohl in der Niederdeutschen Bibliothek als auch im Lichtwarksaal. Das wollen wir verstetigen. Aufgrund der noch fehlenden Gemeinnützigkeit hat unsere befreundete Organisation, die Louise-Aston-Gesellschaft, jeweils die Trägerschaft übernommen. Die fehlende Gemeinnützigkeit verhindert in einigen Ländern zudem die Förderung von Projekten durch staatliche Mittel im kommenden Jahr. Hamburg wird hiervon eine Ausnahme sein: Die Mittelvergabe erfolgt dort quasi als Rolling Release. Wir können also im kommenden Jahr bereits Anfragen für 2026 stellen.
Große Teile der unsere Sprachen sprechenden Bevölkerung leben in küstennahen Regionen – sowohl in Europa als auch in Südamerika. Die Hinwendung des PEN International zur Thematik des menschengemachten Klimawandels passt damit unmittelbar zur Lebenssituation unserer Sprecher*innen. Die nicht einzuhaltenden Klimaziele werden zu erheblichen gesellschaftlichen Verwerfungen führen, möglicherweise auch in Europa. Stürme, Missernten, Veränderungen der Grundwasserspiegel, steigende Fluten, veränderte Abläufe von Ebbe und Flut sowie die Auswirkungen auf die Meeresfauna und damit auf den Fischfang treffen in vielen Fällen Bevölkerungsgruppen in prekären Lagen – auch mit Blick auf den Erhalt von Sprachen und damit von Literaturen, Kunst und Kultur. Es wird Vertreibungen geben, die durch die Natur verursacht sind, auf die der Mensch maßgeblich eingewirkt hat. Diese Vertreibungen vom Ort werden zugleich Vertreibungen aus der eigenen Geschichte sein.
Leander Sukov, unser Präsident, wird im Frühjahr seinen Gendereintrag streichen lassen. Bereits jetzt hat er – nach dem neuen Namensrecht – seinen Nachnamen geändert. Er heißt passmäßig nun Martin Briola. Briola wird Sukov ersetzen, der Leander aber bleibt. Vor diesem Hintergrund begrüßt er ausdrücklich die Aktivitäten des PEN International zu den Rechten der LGBTQ+-Community. Von Maßnahmen etwa der Trump-Administration und der Politik konservativer US-amerikanischer Bundesstaaten sind Schriftsteller*innen in ihren Veröffentlichungsmöglichkeiten direkt betroffen; zudem werden Buchbestände aussortiert, die queere Literatur enthalten. Hier geht es unmittelbar – und nicht über Bande – um die Freiheit des Wortes, ebenso wie um die Freiheit der Lebensführung. Wir stehen hinter dem PEN International. Wir wollen keinen Rückfall in längst überwunden geglaubte Restriktionen.
Wir haben viele Aufgaben vor uns, auch im Hinblick auf unsere weitere Etablierung im Kreis der niederdeutschen und friesischen Sprachen. Deshalb benötigen wir Verstärkung in der Arbeit des Präsidiums, das ja eigentlich nicht nur aus Präsident, Generalsekretär, Vizepräsidentinnen und Schatzmeister bestehen sollte, sondern auch aus Beisitzerinnen, die etwa Fälle von Verfolgung aufbereiten, bei der Website helfen und anderes mehr. Wir würden uns sehr über entsprechende Meldungen freuen. Im Frühjahr findet unsere Jahrestagung mit Wahlen statt. Es wäre schön, dann schlagkräftiger auftreten zu können.
Wir brauchen zudem mehr Zuwahlen – die nun ja Einladungen heißen. Der PEN International hat in Krakau beschlossen, dass die aktive Hinwendung zur Literatur und zur Freiheit des Wortes ausreicht, um Mitglied eines PEN-Zentrums zu werden. Eigentlich war unser Verfahren schon immer so, denn die Zentren sind in ihrer Aufnahmepolitik nicht den Regelungen der internationalen PEN-Gemeinschaft unterworfen. Bitte schaut Euch um. Wir wissen, dass das Beherrschen des Niederdeutschen oder einer friesischen Sprache dabei nicht ausschlaggebend sein kann. Der Einsatz für die Freiheit des Wortes, gegen Hass und Hetze, ist entscheidend; ebenso der Einsatz für den Erhalt des Niederdeutschen und Friesischen in all ihren Variationen – er muss jedoch nicht zwingend mit aktivem Sprechen, Publizieren oder Herausgeben in diesen Sprachen verbunden sein.
Sonja Dormann und Heiko Thomsen haben eine Anthologie konzipiert und leiten – dafür herzlichen Dank! – das Projekt. Für uns ist dies ein wichtiger Schritt auf die Ebene der Publikation. Es soll eine Schriftenreihe entstehen, essayistisch, belletristisch und perspektivisch auch mit wissenschaftlichen Beiträgen. Was immer künftig kommen mag: Es wird auf dem Fundament stehen, für das Sonja und Heiko die Architekt*innen sind. Ihr, leve Maten, seid die Ziegelfabrik. Bitte brennt für die Anthologie Stein um Stein. Eine Bitte: Beachtet strikt, dass die Kommunikation über die in der Anlage angegebenen E-Mail-Adressen erfolgt. Es ist nicht gewährleistet, dass Mails an Präsidiumsmitglieder oder an die allgemeine Adresse vollständig weitergeleitet werden.
Ohn jo all, Lüüd, weer uns Zentrum nich opkamen. Schöön, jo all an Bord to weten.
Wi wünscht jo en blied, kommodig un moi Wiehnachtsfest.
Herzliche Grüße
das Präsidium
Leander Sukov (Präsident), Reimer Boy Eilers (Generalsekretär)
Gesa Schröder (Vizepräsidentin und Beauftragte für Translation and Linguistic Rights),
Simone Barrientos (Vizepräsidentin und Beauftragte für politische Beziehungen),
Christoph Scheffler (Vizepräsident und Beauftragter für Writers at Risk)
und Evert Everts (Schatzmeister)
