Ein Jahr mit vielen Verwerfungen geht zu Ende. Die Freiheitsrechte sind bedrohter als je zuvor. Immer mehr Staaten fallen zurück in Diktatur und Totalitarismus, in Autokratie und Illiberalismus. Die PEN-Zentren in aller Welt, viele im Exil, kämpfen für verfolgte Kolleg:innen, für die Freiheit des Wortes sowie für Frieden und Verständigung. Der Londoner PEN Club wurde am 5. Oktober 1921 von der Schriftstellerin Catherine Amy Dawson Scott gegründet. Der erste deutsche PEN-Club entstand 1924. Die Gemeinschaft der PEN-Zentren bildet eines der frühen Netzwerke nichtstaatlicher Organisationen. Wir sind Teil dieser Tradition.
In diesen Tagen wollen wir mehr denn je der Kolleg:innen gedenken, die in Gefängnissen sitzen, auf der Flucht sind oder im Untergrund leben. Unserem Ehrenmitglied Nudem Durak wollen wir besonders nahesein. Sie sitzt seit Jahren in einem türkischen Gefängnis, abgelegen und fern ihrer Familie – verurteilt wegen des Singens kurdischer Lieder.
Wir wollen erinnern an die Verfolgungen in Uganda und Simbabwe, in Russland und Belarus, in so vielen Staaten dieser Welt. Wir wollen aber auch die zunehmende Repression in den USA nicht vergessen, die bereits zur Verbannung von Büchern aus öffentlichen Bibliotheken geführt hat.
Wir sind ein Sprachenzentrum. Als wir im September in Krakau offiziell in den Kreis der PEN-Zentren aufgenommen wurden, wurde gleichzeitig ein weiteres Sprachenzentrum aufgenommen: das der Sprachen Russlands. Gemeinsam mit ihm denken wir an all jene, die in den Straflagern der russischen Diktatur einsitzen müssen.
Wir, das Präsidium des Niederdeutsch-Friesischen PEN-Zentrums, wünschen unseren bedrängten Kolleg:innen ein besseres Morgen, wünschen Kraft und Zuversicht auch in den dunkelsten Stunden. Ihr seid nicht vergessen.
Und wir wünschen allen Mitgliedern und Freund:innen ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Welch ein Gedicht könnte dafür passender sein als dieses von Theodor Storm:
Över de stillen Straten
Geiht kloor de Klockenslag;
Gode Nacht! Dien Hart will slapen,
Un morgen is ok en Dag.
Dien Kind liggt in de Wegen,
Un ik bün ok bi di;
Dien Sorgen un dien Leven
Is allens üm un bi.
Noch eenmal laat uns spreken:
Goden Avend, gode Nacht!
De Maand schient op de Deken,
Uns’ Herrgott höllt de Wacht.
Für das Präsidium
Martin Leander Briola (Leander Sukov)
Präsident
