Das niederdeutsch-friesische PEN-Zentrum
ruft das Parlament der Niederlande zur Umkehr auf.

Angesichts der Geschichte der Niederlande und des Widerstandes gegen den Faschismus ist der Beschluss vom 19. September 2025, „die Antifa“ verbieten zu wollen, eine Verhöhnung der Opfer des niederländischen Widerstandes gegen den Faschismus.

Das niederländische Parlament hat durch eine rechtsradikale und rechtsextreme Mehrheit einen Antrag eingebracht, „die Antifa“ zu verbieten. Der Antrag fand am 19.9. 2025 ein Mehrheit im niederländischen Parlament. Dieser Vorstoß greift die Grundwerte der Demokratie und der Meinungsfreiheit an.

Es gilt klarzustellen: Eine einheitliche, zentral organisierte „Antifa“ gibt es nicht. Ein Verbot träfe in der Praxis Haltungen und Meinungen, also demokratische Grundrechte. Wer Antifaschismus kriminalisiert, stellt sich objektiv an die Seite der Faschisten. Antifaschismus ist keine Radikalität, sondern die Schutzhaltung der offenen Gesellschaft.

Diese Einsicht wird auch von Literatur, Kultur und Politik des 20. Jahrhunderts eindringlich bestätigt:

  • Ernest Hemingway warnte während des Kampfes gegen den europäischen Faschismus vor dessen Lügencharakter: „For Fascism is a lie told by bullies. A writer who will not lie cannot live or work under Fascism. Because Fascism is a lie, it is condemned to literary sterility.“
  • Thomas Mann rief 1942 in seinen BBC-Ansprachen den Deutschen zu, auf der Grundlage von Freiheit und demokratischer Selbstachtung dem NS-Regime zu widerstehen: „And a freedom will be established in Germany and in the world which believes in itself, respects itself, knows how to defend itself…“
  • Winston Churchill formulierte 1940 vor dem Unterhaus den Kern des antifaschistischen Widerstands: „[Our policy is] to wage war… against a monstrous tyranny never surpassed in the dark, lamentable catalogue of human crime.“
  • Marlene Dietrich begründete ihre lebenslange Gegnerschaft zum Nationalsozialismus schlagend knapp mit dem Wort „Aus Anstand!“ – und handelte entsprechend, indem sie für US-Truppen sang, Propagandasendungen gegen die Nazis unterstützte und die US-Staatsbürgerschaft annahm.

Wir werden diese Tradition nicht verlassen: Antifaschismus ist demokratische Pflicht. Wer ihn verbieten will, zielt auf das Rückgrat der freiheitlichen Ordnung.

Für uns ist klar:

  1. Die klare Zurückweisung jeder Initiative, die unter dem Vorwand eines „Antifa-Verbots“ die Meinungs- und Vereinigungsfreiheit beschneiden will, ist unbedingt nötig.
  2. Die ausdrückliche Anerkennung, dass Antifaschismus eine legitime, verfassungsverträgliche demokratische Haltung ist, ist unbedingt nötig.
  3. Die erneute Bekräftigung der historischen Verantwortung Europas, dem Wiedererstarken faschistischer Ideologien entschieden entgegenzutreten – in Bildung, Kultur, Zivilgesellschaft und Rechtsstaat, ist unbedingt nötig.
  4. Demokratie muss sich wappnen, dass sie sich gegen ihre Feinde verteidigen kann; sie stirbt dort, wo sie es zulässt, ihre Verteidiger zu kriminalisieren.

Das Präsidium des niederdeutsch-friesischen PEN-Zentrums
Hamburg, 21. September 2025