Marie
(Für Marie Tångeberg zum 99. Geburtstag)
Marie
Meine älteste Freundin
Weil du so jung geworden bist
Schenke ich dir dieses Gedicht
Es ist schnörkellos
Und reimt sich fast nie
Aber darin
Ist ein Sonnenhut
(und der steht dir gut)
Und weiter ein blühender Garten
Auch mit Sonnenhut
Und Margheriten Fetter Henne und Schmuckkästchen
Mit Astern lilablau
Und einer Wegwarte blausoblau
(so wie die See an manchen Tagen)
Und allen Rosen die sich freuen
Dich zu sehen
Reh Fasan und Häsin schauen vorbei
Igelin und Igel kreuzen den Weg mit Präzision
Das eben war Bussard und nicht der Falke
Kröte lächelt und Maulwurf auch
Sie sind alle gekommen
Die ganze Schar
Na klar
Jetzt aber kommt das Essen
Fisch à la maison avec Suden
Mit dabei ein Salat mit den kleinen Tomaten
Auch die richtigen Kartoffeln bringt das Gedicht
Mit Thymian und Ruccola (zum Salat jaja) und Tralala
Dazu ein kleines Glas
Muskateller
(es ist ja ein Gedicht)
Zum Nachtisch kredenzt es
Himmlische Himbeeren an Eis
Und Kaffee au lait und Apfelkuchen mit
Und …
Nun ist aber gut
Und da kommen ja auch schon die guten Erinnerungen
Herangeritten vom Marienkoog
Die dir sagen dass du jung bist
Wie eine nur
Nämlich
Die Zeit
Steht
Still
Für diejenigen
Die auf dem quivive sind jeden Tag
Hellwach neugierig up to date
Wie du Marie
Das soll ich dir sagen
Spricht das Gedicht
O sieh! Jetzt gleitet der Falke heran
Auch er hat ein Gedicht
Was darin wohl ist?
Ma’n elektrofiilj tu’t biikebrånen
(Wan ik ma min elektrofiilj kjar tu dåt biikeiilj)
Ik wal tu’t biikeiilj
Ma min elektrofiilj
Deerma ban ik jåå sü mobil
Än dåt heet uk en wasen stiil
Ik ban goorai önj iil
Ma min elektrofiilj
Dåt kjart mååst foon åliine
Ik kun me sügor kiime
Sü ban ik rucht alart
Aw min ordi flote fård
Ma min elektrofiilj
Unerwäis tu’t biikeiilj
Ik käär tue rismer biike
Deer wal ik dan uk kiike:
Heet et nü uk sichtlik stiil?
Määged et dåt iir wi hiilj?
Dåt iilj dåt brånt gåår mächti
Än looget wuner prächti
Dåt brängt üs höög än häi
Jüst sü as ik et mäi
Dåt ik deerbai ban bai et iilj
Fertunk ik min elektrofiilj
Deerma ban ik jåå sü mobil
Än dåt heet wäärafti still!
machen wir uns nichts vor:
ja
es gibt trotz
in brand gesetzter asylunterkünfte
mitleidloser fratzen
und tödlicher parolen
die zugewandten
die nothelferinnen
und ab und an glückt da
ein klein zu nennendes
willkommenes glück
das die verfolgten
nicht mehr erfahren hatten
in jahren des kriegs
der lieferung von waffen
der fassbomben
und der unterlassenen hilfe
war das lächeln erstorben
aber machen wir uns nichts vor:
die neuerliche grenzziehung
eine europäische krankheit
schlägt nun das glück in die flucht:
und weg ist es!
also machen wir uns nichts vor:
die lang schon präparierten grenzzäune
werden noch verstärkt werden und
lunten für brand sätze sind schon gefertigt
und es wird geheuchelt werden wie nie
obgleich doch
die noch zur flucht fähigen
die ihre flucht überlebenden
die flüchtlinge
weiterhin flüchtlinge sind
und in not
was werden wir tun
wir unglücklichen
Lääs samer
Nuch iinsjen deet di samer ham besane
Ma sanschin än ma üterwais wat nai jåcht.
Da bloosme gloie se as foon diip bane
Dan hiirt dåt jarst blees: di harfst: hi wacht!
Än tunäist am eenem et leest tooch
E swålkens än e samerföögles lachte tid,
Di samer kun nü ai mör draie nooch;
E luft as fåli lai än gloi süwid.
E harfst wal likes huuger brüsi widerkaame.
E samer wiitj dat bister nau- et krööget siir;
Än blaft önj’t häi, än arken kun et wärnaame
As’n poem wat blaft bai e sträg foort ouder iir.