Marie Tångeberg ist vor allem für ihre herausragenden Verdienste um die Förderung und Erhaltung der nordfriesischen Sprache bekannt. Sie prägte als Schulleiterin der Risum Skole/Risem Schölj (deutsch: Risumer Schule) in Risum-Lindholm die Entwicklung dieser europäischen Modellschule entscheidend.
Ursprünglich lag der Schwerpunkt des Unterrichts an der Schule auf der Förderung der dänischen Sprache und Kultur. Nachdem Marie Tångeberg 1956 die Schulleitung übernahm, gelang es ihr fünf Jahre später, die Schule zur ersten friesischen Muttersprachenschule in Deutschland umzugestalten. Dies geschah mit der stillschweigenden Zustimmung der Vertreter der dänischen Minderheit und des Kultusministeriums. Ihre mutige und visionäre Initiative setzte einen Meilenstein für die friesische Bildungslandschaft.
Marie Tångeberg verfasste mehrere Bücher in Mooring, einem nordfriesischen Dialekt, der in der Bökingharde rund um Risum-Lindholm gesprochen wird. Ihre Werke sind bedeutende Beiträge zur friesischen Literatur und Kultur:
- Föögle önj Nordfraschlönj (1992)
- Söl önj bile an tääle (1995)
- Lees an liir frasch önj hüüse an schölj (2000)
- Foon boole an swåmpe (2006)
Neben ihren schriftstellerischen Leistungen war Tångeberg eine vielseitige Pädagogin. Sie erstellte zahlreiche Materialien für den friesischen Schulunterricht, die die Grundlage für ihr Werk Lees an liir frasch önj hüüse an schölj bilden. Darüber hinaus wirkte sie in der Erwachsenenbildung, unter anderem als Initiatorin der Friisk Harfsthuuchschölj, einer Institution für friesische Weiterbildung.
Ihre ehrenamtlichen Aktivitäten umfassten Führungspositionen in bedeutenden Organisationen wie der Friisk Foriining, deren Vorsitz sie drei Jahre lang innehatte, und dem Nordfriisk Instituut, das sie 2002 zu ihrem Ehrenmitglied ernannte. Zahlreiche ihrer ehemaligen Schülerinnen und Schüler sind heute in der friesischen Bewegung aktiv, ein Zeugnis ihrer nachhaltigen pädagogischen Arbeit.
Für ihre außergewöhnlichen Verdienste um die friesische Sprache und Kultur wurde Marie Tångeberg mehrfach ausgezeichnet:
- 1995 mit dem Hans-Momsen-Preis
- 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande
- 2024 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
Anlässlich ihres 100. Geburtstags wurde Marie Tångeberg zur Ehrenpräsidentin des Niederdeutsch-Friesischen PEN-Zentrums (aspiring) e.V. ernannt. Die Urkunde überreichte ihr PEN-Mitglied Joachim Minnemann bei einer feierlichen Zeremonie.
Marie Tångebergs unermüdliches Engagement zur Wiederbelebung und Förderung des Nordfriesischen ist einzigartig. Sie setzte sich nicht nur für den Erhalt der Sprache ein, sondern auch für deren Weitergabe an kommende Generationen. Ihre Arbeit machte sie zu einer zentralen Figur der friesischen Kultur und zu einem Vorbild für viele.